Liberapay: Gutes Geld für gute Arbeit
Die Finanzierung von Open Source Projekten ist leider nicht immer einfach. Zwar haben größere Open Source Projekte oft eine stabile Finanzierung, sei es durch gewinnorientierte Unternehmen wie z.B. Canonical hinter Ubuntu, RedHat hinter Fedora, oder durch non-profit Organisationen wie der Mozilla Foundation hinter Firefox oder Stiftungen wie The Document Foundation hinter LibreOffice (wobei sich bei Stiftungen oder non-profit Organisationen wiederum die Frage stellt, woher diese ursprünglich ihr Geld bekommen).
Gerade viele kleinere Open Source Projekte aber basieren oft darauf, dass es einfach genug Hobby-Entwickler gibt, die Spaß an dem entsprechenden Projekt haben. Ich finde es sehr bewundernswert, wie viel durch solche freiwillige Arbeit zustande kommt und bin ein großer Nutznießer davon. Dennoch ist naturgemäß die Entwicklungsgeschwindigkeit solcher Projekte begrenzt, denn die Hauptentwickler müssen größere Teile Ihrer Lebenszeit in andere Dinge stecken, um Geld zu verdienen.
Ich persönlich finde, dass hier enormes gesellschaftliches Potential verspielt wird. Anders als andere Hobbies wie z.B. Stricken, Fahrrad fahren oder Lesen, hat die Open Source Programmierung nämlich den Vorteil, dass die Resultate theoretisch von anderen Leuten genutzt werden können (und praktisch auch oft werden). Dadurch müssen andere interessierte Menschen nicht erneut „das Rad erfinden“, was das gesamtgesellschaftliche Innovationspotential erhöht. Eine Klarstellung, bevor ich falsch verstanden werde: jeder und jede soll tun und lassen, was er oder sie will. Keinesfalls muss man immer Dinge tun, die für andere Menschen einen Zweck erfüllen. Offensichtlich aber gibt es Menschen, die gerne Open Source programmieren und warum sollte man dieses Potential so brach liegen lassen?
Und vielleicht gibt es ja sogar Menschen, die gerne mehr Zeit in Open Source Projekte stecken würden als sie tun, dies aber aufgrund der gesellschaftlichen Begebenheiten (sprich: Lohnarbeit) nicht können? Ich persönlich zähle mich dazu, obschon ich es noch nicht einmal richtig schaffe mich hobby-mäßig ernsthaft in einem Open Source Projekt zu engagieren (es reicht nur für den ein oder anderen Fehlerbericht). Es gibt aber tatsächlich Open Source Entwickler, die genau in dieses Schema passen. Zum Beispiel Sébastien Wilmet, der aktiv an verschiedenen Programmen und Bibliotheken im GNOME Umfeld arbeitet. Oder Senya, der sich für das freie, dezentrale soziale Netzwerk diaspora* engagiert.
Meiner Ansicht nach ist das bedingungslose Grundeinkommen ein sehr interessanter Lösungsansatz für das vorliegende Dilemma. Ich möchte mich in diesem Beitrag aber gar nicht in eine Diskussion desselben vertiefen, sondern einen gannz praktischen Ansatz vorstellen, der ohne ideologische Steilklippen auskommt: Liberapay.
Liberapay ist ein Service, der es einem auf eine sehr einfache Art und Weise ermöglicht, wiederkehrende Spenden an Einzelpersonen oder Organisationen einzurichten. Vorteil einer wiederkehrenden Spende ist, dass der/die Begünstigte eine klare Vorstellung davon hat, wie viel Geld er/sie bekommt. Das schafft Planungssicherheit. Da Liberapay selber ein Open Source Projekt ist, welches von einer non-profit Organisation angetrieben wird, gibt es nur eine geringe Gebühr (0,585% bei Banküberweisung, mehr Infos hier) und das gute Gefühl, dass da nicht ein Unternehmen Geld abschöpft, was eigentlich wo anders hingehen sollte (vgl. Flattr, die 10% Gebühr nehmen).
Deshalb mein Vorschlag an alle, die Open Source Software nutzen (und ich kann mir gerade schwer vorstellen, dass es jemandem gelingt, das nicht zu tun): Erstellt euch ein Konto auf Liberapay, sucht euer Lieblingsprojekt und richtet eine wiederkehrende Spende ein. Das muss gar nicht viel sein, denn Kleinvieh macht auch Mist. Insbesondere, wenn es viel Kleinvieh gibt.
Achja, die von mir erwähnten Entwickler Sébastien Wilmet und Senya kann man auf Liberapay unterstützen. Man kann auch relativ einfach Unterstützung versprechen, die automatisch startet, sobald die Begünstigten sich bei Liberapay angemeldet haben. Also, worauf wartest Du?
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